Musikunterricht: Bratsche
Ein Blick in die Vergangenheit
Die Bratsche oder Viola gehört zu der Instrumentenfamilie der Armgeigen. Im Italienischen wird das Streichinstrument „Viola da braccio“ genannt, wobei „braccio“ Arm bedeutet. Im umgangssprachlichen Deutsch ist man dann dazu übergegangen, die Viola in einer lautlichen Annäherung als Bratsche zu bezeichnen.
Die Bratsche mag wie eine etwas größere Violine wirken, besitzt aber andere Proportionen als diese und ist tiefer gestimmt. Als einziges Streichinstrument wird sie im Altschlüssel notiert. Ihr Klang wird häufig als dunkel, weich und leicht rauchig beschrieben – was wiederum bei vielen Menschen die Assoziation „Melancholie“ hervorruft. Ein Kuriosum ist, dass der charakteristische Klang der Bratsche daher rührt, dass der Korpus des Instruments für seine Stimmung eigentlich zu klein ist; dies ist das Ergebnis einer über mehrere Jahrhunderte dauernden Entwicklung. Heute sind Korpusgrößen zwischen 38 cm und 47 cm gängig. Das bedeutet, dass ein Bratschist oder eine Bratschistin immer vor der Herausforderung steht, technische Beherrschung, den bestmöglichen Klang und eine bequeme Spielweise zu vereinen.
Es muss nicht immer Violine sein: Eine Umarmung für die Bratsche
Die Bratsche ist ein Streichinstrument voller Wärme und Emotion. Im Unterschied zur Violine hat sie keine hohe E-Saite, aber dafür eine tiefe C-Saite. Ob man in jungen Jahren beginnt Violine oder Bratsche zu erlernen, ist reine Geschmackssache. Es hat sich gezeigt, dass Kinder, denen man erlaubt, ganz vorurteilsfrei an die Bratsche heranzutreten, sie sich durchaus begeistert für dieses Instrument entscheiden. Der volle und angenehm sanfte Ton der Bratsche könnte eine Ursache dafür sein.
Das Erlernen des Instruments ist in jedem Alter möglich, doch schon zwischen drei und fünf Jahren kann man mit dem Bratschenunterricht beginnen. Wie bei der Violine gibt es selbstverständlich auch größenangepasste Instrumente für Kinder. Die „erste Geige“ spielen wird man mit der Bratsche eher nicht, doch gibt es eine ganze Reihe von anspruchsvollen und schönen Werken, die eigens für das Instrument geschrieben wurden. Später ist die Bratsche beim gemeinsamen Spiel als Mittelstimme in der Kammermusik und im Orchester unverzichtbar. Einen besonderen Stellenwert besitzt sie jedoch in den Streicherformationen wie dem Streichquartett.
Als Teil einer Streicherformation lernt ein Bratschist oder eine Bratschistin, sich einerseits auf das eigene Instrument zu konzentrieren und dessen Standpunkt selbstbewusst in die Gemeinschaft der Spielenden einzubringen, andererseits kann ein Stück auch eine Unterordnung verlangen, die für das Endergebnis unerlässlich ist. Das Erlernen dieser Art von Konfliktbewältigung dürfte nicht nur beim Musizieren hilfreich sein. Das Hauptargument für die Bratsche aber ist: Wer sich einmal für dieses gefühlvolle Instrument entschieden hat, wird mit der Anleitung durch unsere versierten Musiklehrer mit Spaß die Saiten zum Klingen bringen. Ein spielerisches Kennenlernen des Instruments beflügelt die Motivation des Kindes und so sind gerade zu Beginn Fortschritte schnell gemacht. Auf diese Weise wird die Diskrepanz daheim, im Spannungsfeld zwischen „üben sollen“ und „üben wollen“, zu einer Marginalie oder löst sich gar ganz auf.