Musikunterricht: Musiktherapie
Ein Blick in die Vergangenheit
Musik wurde schon früh eine heilende Wirkung zugeschrieben. In der Antike ging man davon aus, dass durch den Einsatz von Musik im Menschen eine innere Harmonie wiederhergestellt werden kann. Dieser Bezug auf geistige, seelische und emotionale Wirkungen von Musik besteht in vielen Kulturen. Die Musiktherapie wie wir sie heute verstehen und wie sie wissenschaftlich fundiert gelehrt und praktiziert wird, hat ihren Aufschwung im 20. Jahrhundert nach 1945 genommen. Dabei haben sich vier Strömungen herausgebildet: die heilpädagogische, die psychotherapeutische, die medizinische und die anthroposophische Orientierung der Musiktherapie.
Diese und weitere musiktherapeutische Konzeptionen können auch ineinandergreifen. Die Musiktherapie kann einzeln oder in Gruppen stattfinden, sie kann zur Traumabewältigung eingesetzt werden oder dazu, geistig behinderten Menschen eine andere Ausdrucksform zu ermöglichen. Die Liste der Anwendungsmöglichkeiten ist lang und reicht beispielsweise von Angsterkrankungen, chronischen Schmerzen, über Suchterkrankungen zu Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen – und auch die Betreuung von Angehörigen kann musiktherapeutisch erfolgen.
„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.“ E.T.A. Hoffmann
Musik ist eine starke Kraft. Sie kann Gefühle und Gedanken ausdrücken – positive sowie negative – wo Worte zunächst nicht möglich sind. Durch diesen neuen Ausdruck entstehen auch neue Formen des eigenen Erlebens und des Austausches mit anderen. In der Musiktherapie wird die Wahrnehmungsfähigkeit erweitert, die Kommunikationsfähigkeit gesteigert, unbewusste Erlebnisinhalte können ins Bewusstsein gelangen und dann bearbeitet werden. Gerade auch Kinder mit einer autistischen Erkrankung können durch die methodische, systematische Arbeit mit der Musik Fortschritte erzielen und lernen, Gefühle zu äußern. Unsere ausgebildete Musiktherapeutin der Musikakademie Darmstadt hat sich an der Universität Heidelberg auf die musiktherapeutische Behandlung von Autismus spezialisiert und bereits erfolgreich mit autistischen Kindern gearbeitet.
Die rezeptive Variante der Musiktherapie wirkt durch das Anhören bereits fertiger Musik. So kann beispielsweise das Hören von angstauslösender Musik bestehende Ängste verringern oder ausschalten. Wichtig hierbei ist, dass Faktoren wie individuelle Musikpräferenzen oder die eigene Musikbiographie immer mitbedacht werden. In der aktiven Form der Musiktherapie steht die eigene Musikerzeugung im Mittelpunkt, findet konkret durch die Musik ein eigener, unvermittelter Ausdruck statt. Die Vorgehensweisen sind auch hier vielfältig, so kann man einfach frei improvisieren, ohne ein Instrument spielen zu können oder auch nur erlernen zu wollen, doch kann etwa zum Abbau von Aggressionen das Erlernen des Schlagzeugspielens in musiktherapeutischer Form hilfreich sein.
Musiktherapie erweckt die eigenen Ressourcen und kann auch bei relativ leichten Veränderungswünschen hilfreich sein: sie kann helfen, Hemmungen abzubauen, ganz allgemein die psychische Belastbarkeit stärken und die Aufmerksamkeit schulen. Dazu kennt Musiktherapie keine Altersgrenze: Eine Behandlung ist quer durch alle Altersgruppen möglich – von Frühgeborenen bis zu Senioren.